Besondere Projekte zur Erhöhung der Biodiversität und Verbesserung des Stadtklimas
Als Kooperationspartnerin im „Insektenbündnis Hannover“ entwickelt die niedersächsische Landeshauptstadt ihr städtisches Grün gezielt und nachhaltig zu Freiflächen mit hohem Wert für Insekten und andere Kleinlebewesen. Kooperationen mit Bündnispartnern*innen - wie der Wohnungsbaugesellschaft hanova WOHNEN - führen dabei zu grenzüberwindenden Vorzeigeprojekten wie am Emmy-Lanzke-Weg in Hannover-Vahrenheide. Anerkennung für ihr Engagement erhält die Landeshauptstadt dabei schon zum zweiten Mal in Folge durch die Auszeichnung mit dem Gold-Label „StadtGrün naturnah“.
Der Bereich „Öffentliche Grünflächen“ im Fachbereich Umwelt und Stadtgrün der Landeshauptstadt Hannover pflegt und unterhält auf ca. 1.130 Hektar städtische Freiflächen. Zunehmend setzt die Verwaltung dabei auf eine naturnahe Grüngestaltung, für die jedes Jahr große Flächen intensiv genutzten Scherrasens in insektenfreundliche Blühwiesen umgewandelt werden. Alleine in den Jahren 2021 und 2022 sind auf diese Weise ca. 8,5 Hektar artenreiche Grünflächen entstanden. Dabei setzt der Fachbereich seit 2021 auf sieben neue „Hannovermischungen“ - regionales Saatgut, dessen Zusammensetzung gezielt für die verschiedenen Standortbedingungen und Bodenverhältnisse im Stadtgebiet zusammengestellt wurde.
Neben der Flächenaufwertung rücken nun auch die Straßenbäume verstärkt in den Fokus der Anstrengungen. Im Zuge von Neupflanzungen und Baumscheibenvergrößerungen erfolgt eine Ansaat der Standorte unter Verwendung der Hannovermischung „Blühende Baumscheiben“. Mit der Aufwertung der Flächen erfolgt sukzessive auch eine Umstellung des Maschinenparks hin zu insektenfreundlicher Mahdtechnik. Extensive und naturnah gepflegte Parks und Grünzüge haben in Hannover Tradition. Neu sind jedoch Umfang und Intensität, mit der das Thema in den letzten Jahren vorangetrieben wird.
Ein „Insektenbündnis“ für Hannover
Insektenschutz ist eine Herkulesaufgabe, die sich nur gemeinsam mit den verschiedenen Akteur*innen des Naturschutzes, der Landwirtschaft und weiterer (flächen-)relevanter Organisationen stemmen lässt. Daher hat sich, auf politische Initiative des Rates in Hannover und inhaltlich von vielen Akteur*innen in Hannover getragen (u. a. NABU Hannover, BUND Region Hannover, Deutsche Umwelthilfe und Umweltzentrum Hannover) im Herbst 2020 ein Insektenbündnis gegründet, um den Insektenschutz in der Stadt mit gemeinsamer Kraft voranzutreiben. Die Grundlage für das Bündnis ist eine verbindliche Deklaration für ein insektenfreundliches Handeln. Grünes Licht gab es dafür von Seiten des Rates der Landeshauptstadt Hannover durch einen einstimmigen Ratsbeschluss. Die Spanne der über 20 am Bündnis beteiligten Partner*innen umfasst, neben der Landeshauptstadt Hannover und den in Hannover aktiven Umwelt- und Naturschutzorganisationen, die Naturschutzbeauftragten, das Institut für Umweltplanung der Leibniz Universität Hannover, den Kleingarten- und den Imkerverband, das Landvolk, die Landwirtschaftskammer, die Naturhistorische Gesellschaft Hannover, zwei im Gebiet tätige Ökologische Stationen (ÖSML e. V., ÖSSM e. V.), den Verein "Hannover summt" und zwei große kommunale Wohnungsbauunternehmen.
Die geplanten Maßnahmen zur Erhöhung der Insektenvielfalt reichen dabei von A wie dem Aufbau eines Biotopverbunds bis Ö wie Ökologisches Grünflächenmanagement und Öffentlichkeitsarbeit. Neben der sukzessiven botanischen Aufwertung aller geeigneten öffentlichen Flächen soll auch die Stadtgesellschaft mit ihren privaten Flächen – wie Firmengeländen, Privatgärten, Kleingärten oder Abstandsgrün zwischen Wohnhäusern – für den Insektenschutz und die Anlage von eigenen "Naturgärten" begeistert werden.
Gemeinschaftsprojekt „Grenzen überwinden für mehr Insektenschutz“ am Emmy-Lanzke-Weg in Hannover-Vahrenheide
Ein aktuelles Beispiel wirkungsvoller Zusammenarbeit der einzelnen Akteur*innen und eine nachhaltige Aufwertung städtischer wie privater Grünflächen ist das Gemeinschaftsprojekt „Grenzen überwinden für mehr Insektenschutz“ mit Umsetzung von Maßnahmen zum Insektenschutz am „Emmy-Lanzke-Weg“ in Hannover-Vahrenheide. Das Kooperationsprojekt vom Fachbereich Umwelt und Stadtgrün der Landeshauptstadt Hannover und der kommunalen Wohnungsbaugesellschaft hanova WOHNEN ist ein Vorzeigeprojekt, das auch beim Bundeswettbewerb „Naturstadt – Kommunen schaffen Vielfalt“ überzeugen konnte. Kern des Projektes ist ein von Stadt und hanova gemeinsam erarbeitetes Maßnahmenkonzept für ca. 15.000 Quadratmeter öffentliche Grünflächen und 30.000 Quadratmeter Siedlungsgrün.
Die städtischen Flächen wurden auf eine insektenfreundliche Pflege umgestellt und werden nicht mehr einheitlich, sondern zu verschiedenen Zeiten und mit unterschiedlicher Häufigkeit gemäht, so dass stets geeignete Rückzugsorte und Überwinterungsmöglichkeiten für Heuschrecken, Schmetterlinge und andere Insekten vorhanden sind. Auf ca. 1.400 Quadratmetern wurden Blühwiesen und Kräuterrasen mit den neu entwickelten „Hannovermischungen“ eingesät. Da viele Insektenarten auf besondere Nistmöglichkeiten angewiesen sind (z. B. Wildbienen), wurden auf dem Grünzug auch Nisthügel und Totholzstrukturen geschaffen.
In direkter Nachbarschaft zum städtischen Grünzug schließen die Flächen von hanova an. In Form von Blühwiesen, Gehölz- und Staudenpflanzungen, Benjeshecken und liegenden Baumstämmen wurden hier weitere Lebensräume für Insekten geschaffen. Die Anwohner*innen wurden dabei auf vielfältige Weise in die Maßnahmenumsetzung einbezogen: Im Rahmen einer Aktion „summender Balkon“ wurden heimische Wildstauden und Insektenhotels an die Mieterschaft verteilt. Gemeinsam mit Kindern und Jugendlichen wurden in mehreren Aktionen Gehölz- und Staudenflächen bepflanzt und neue Blühwiesen eingesät.
In dem Projekt wird großer Wert daraufgelegt, dass die Maßnahmen eine möglichst große Akzeptanz in der Bevölkerung erzielen. Gestalterische Aspekte und andere Nutzungsanforderungen wurden daher besonders berücksichtigt und in das Maßnahmenkonzept integriert (z. B. Nutzbarkeit von Flächen für Spiel und Sport). An ausgewählten Stellen wurden Hinweisschilder und Informationstafeln errichtet, die die Einwohner*innen über die Maßnahmen zum Thema Insektenschutz informieren.
Durch ein begleitendes Monitoring in Kooperation mit der Leibniz Universität Hannover können Rückschlüsse darüber gewonnen werden, ob die Maßnahmen die
gewünschten Effekte erzielen, oder ob ggf. nachgesteuert werden muss. Dabei werden sowohl ökologische Aspekte (z. B. Wildbienenvorkommen), als auch die Wahrnehmung und Akzeptanz der Maßnahmen durch die Anwohner*innen und andere Nutzer*innen des Grünzugs „Emmy-Lanzke-Weg“ betrachtet.
Kooperationsprojekte schaffen Synergieeffekte und sorgen für eine deutliche Verbesserung der Lebensräume der städtischen Flora und Fauna und Identifikation mit dem Thema in den Stadtteilen. Im Rahmen des Insektenbündnisses sollen sie Zukunft weiter ausgebaut werden und damit eine artenreiche Aufwertung der innerstädtischen Grünflächen weiter nachhaltig unterstützten.
Weitere Informationen:
www.hannover.de/naturnahe-grünflächen-lhh
www.hannover.de/insektenbündnis-hannover
www.hannover.de/insektenschutz-vehrenheide