Gebautes Projekt mit guter Landschaftsarchitektur in Hannover
Der ursprünglich als Schmuckplatz der Gründerzeit angelegte Moltkeplatz im Stadtteil List der Landeshauptstadt Hannover hat sich mit der umfangreichen Neugestaltung zu einem beliebten Quartierplatz gewandelt. Durch die Fassung der Platzränder mit Sockelmauern und kompakten Heckenrahmen unter Betonung der Eingänge über die Platzecken ist die gestalterische Einheit der historischen Platzform wieder ablesbar. Die Neuordnung der Funktionsbereiche mit vielfältigen Spiel- und Bewegungsangeboten und einer zeitgemäßen, inklusiven Ausstattung bietet eine hohe Aufenthaltsqualität für alle Generationen. Bei der Ausstattung der Spiel- und Sportbereiche wurden die Bedarfe aller Kinder und Jugendlichen berücksichtigt.
Geschichte, Hintergrund und Anlass der Umgestaltung
Der Moltkeplatz wurde um 1903 als historischer Schmuckplatz zentral im Gründerzeitquartier der List mit den ihn umgebenden Wohnbauten angelegt. Mehrfache Überplanungen haben den Platz seit 1945 stark verändert. Mitte der 1970er-Jahre wurde er mit einem Bolzplatz und Kinderspielangeboten ausgestattet. Der Moltkeplatz hat auch heute mit seiner zentralen Lage zum dicht bebauten Stadtteil List wichtige Funktionen als Wochenmarktstandort und Quartiersplatz mit Umsteigefunktionen mehrerer Buslinien des öffentlichen Nahverkehrs. Der innere Platz war allerdings im Laufe der Zeit stark abgenutzt worden, eine letzte Teilsanierung fand in den 1990er-Jahren statt und betraf nur die Spielplatzausstattung. Die vorhandene Funktionsaufteilung und die Aufenthaltsqualität waren nicht mehr zeitgemäß. Teilbereiche waren vernachlässigt und in einem technisch und baulich schlechten Zustand.
Bürger*innenbeteiligung und Planungsziele
Der Umbau konnte ab 2016 im Rahmen des hannoverschen Stadtplatzprogramm „Hannover schafft Platz“ realisiert und finanziert werden. Zu Beginn fand eine erste Bürger*innenbeteiligung statt, bei der die Anwohner*innen und Interessierte Ideen zur künftigen Platzgestaltung einbrachten. Darüber hinaus wurden auch die Kinder und Jugendlichen aus dem umliegenden Wohnquartieren zu ihren Wünschen und Anregungen für eine Platzaufwertung gefragt.
Folgende Planungsziele wurden formuliert und in die Entwurfsplanung aufgenommen:
- Gestalterische Aufwertung des inneren Quartiersplatzes zu einem modernen Stadtgrünplatz mit hoher Aufenthaltsqualität für alle Generationen;
- Öffnung der östlichen Platzflanke und Verbesserung der Sichtbeziehungen zu den Platzrändern;
- Überprüfung der Funktionsaufteilung unter Berücksichtigung einer Bestandsfestlegung des Bolzplatzes;
- Bedarfsgerechte, zeitgemäße und inklusive Ausstattung für Spiel und Aufenthalt;
- Aufwertung des Kiosk-WC-Gebäudes einschl. Umfeld mit verbessertem gastronomischen Angebot;
- Aufwertung der befestigten Flächen auf dem inneren Platz und der umlaufenden Verkehrsnebenanlagen auch zur Verbesserung einer barrierefreien Nutzung;
- Erneuerung des Radwegeabschnitts an der Ostseite und der anschließenden Stellplätze mit betroffenen Baumeinfassungen an der Ferdinand-Wallbrecht-Straße;
- Aufwertung der Oberflächen der umlaufenden Gehwege und der Platzzugänge an den angrenzenden Straßenkreuzungen;
- Anpassung der angrenzenden Bushaltestellen und der Platzzugänge gemäß dem aktuellen Baustandard für eine barrierefreie Erschließung.
Ausbau und Neugestaltung
Das Plangebiet umfasste den inneren Moltkeplatz entlang der inneren Straßenbordlinien mit einer Gesamtfläche von rd. 6.000 m². Nach der zweijährigen Planungsphase bis 2018 wurden 2019 die Umbaumaßnahmen begonnen, die im Frühjahr 2020 abgeschlossen werden konnten.
Angelehnt an die ursprüngliche Schmuckplatzform aus der Gründerzeit wurden die langen Platzränder durch erhöhte Steinkanten neu eingefasst und die Eingänge diagonal an den Platzecken mit gebogenen Mauerlinien betont. Die gestalterische Einheit des inneren Platzes wurde durch Stärkung der Platzränder und Betonung der Eingänge über die Platzecken wieder erlebbar. Durch die Neuordnung der Funktionen von Spiel- und Ballspielflächen auf einer zentralen Längsachse erhielt der innere Platz einen markanten umlaufenden schalenförmigen Mauersockel in Sitzhöhe mit vorgelagerten Sitzbänken zum attraktiven Aufenthalt für alle Generationen. Damit verbunden war eine großzügige Öffnung und Aufwertung der östlichen Platzseite an der Ferdinand Wallbrecht-Straße unter Einbeziehung und Freistellung des markanten WC-Kioskgebäudes sowie das Potential zur Umnutzung und Aufwertung des Gebäudes. Diese Platzseite wurde mit kreisförmigen Sitzmauern um die freistehenden Baumbeete und ergänzende Drehstühle einladend ausgestattet. Die Wegeoberflächen wurden überwiegend als wetterunabhängige verschleißfeste Asphaltdecken mit farbiger Deckschicht befestigt.
Viele Anregungen und Ideen aus den Beteiligungen mit Kindern konnten bei der Realisierung der neuen Spielausstattung berücksichtigt werden. Sie wurde mit Schaukel, Karussellgeräten und Bodentrampolinen erneuert. Die bereits bestehende Kletterspielkombination wurde durch einen Renovierungsanstrich und neue linsenförmige Dächer modernisiert und in das neue Spielkonzept integriert.
Eine neue Sandspielfläche in der Mitte des Platzes, im Schatten der bestehenden Bäume, wurde mit Spielpodesten, einem Sand-Kran und einem kleinem Spielhaus ausgestattet. Die Angebote sind rollstuhlgerecht erreichbar. Die Auswahl der Spielgeräte bietet die Möglichkeit für möglichst abwechslungsreiches, motorisch anspruchsvolles Spielen sowohl für mobilitätseingeschränkte Kinder als auch für Kinder mit breit gefächerten motorischen und sensorischen Fähigkeiten.
Für die generationenübergreifende Begegnung und einen familienfreundlichen Aufenthalt wurden kleine Tischgruppen und Sitzangebote im Zentrum des Platzes neben der Sandspielfläche vorgesehen, die auch von Rollstuhlfahrern gut anfahrbar sind.
Der Bolzplatz und das Basketballfeld mit neuer Tischtennisplatte erhielten einen Kunststoffbelag und eine erneuerte zeitgemäße Ballfang-Einzäunung. Die Strauchgruppen in den Randbereichen wurden entfernt und mit einem kräftigen Heckensaum, unter Einbeziehung der markanten Altbäume und zusätzlicher Baum-Neupflanzungen, neu aufgebaut. Für die Öffnung der Platzseiten erfolgten behutsame Eingriffe in den Baumbestand, der mit 15 neu gepflanzten Bäumen ergänzt wurde.
Nach Fertigstellung des inneren Stadtgrünplatzes wurden die anschließenden Gehwegoberflächen erneuert. Die angrenzenden umliegenden Straßennebenanlagen waren weitestgehend intakt und erhielten nur einen Deckschichtüberzug auf dem vorhandenen Asphalt. Diese soll sowohl den gestalterischen, als auch barrierefreien und belastungstechnischen Ansprüchen (Marktnutzung) gerecht werden.
Die Übergänge und Straßenquerungen an den westlichen Gehwegecken wurden erweitert und rollstuhlgerecht verbessert und mit Bodenindikatoren für Sehbehinderte ergänzt. Die beiden Bushaltestellen an der Süd- und Ostseite wurden ebenfalls den aktuellen Baustandards für eine barrierefreie Erschließung angepasst, auch der Radweg und die Oberflächen der Stellplätze an der Ostseite wurden entsprechend erneuert.
Daten
Bauherrin: Landeshauptstadt Hannover, Fachbereich Umwelt und Stadtgrün
Projekt- und Bauleitung: Stefan Knuffmann, Berthine Knaut, Heiko Frehse
Beteiligte/Kooperationspartner: Landeshauptstadt Hannover, Fachbereich Tiefbau,
Fachbereich Planung und Stadtentwicklung (Stadtplatzprogramm)
Baukosten: 1,25 Mio. Euro
Fertigstellung: Anfang 2020