Folgen anhaltender Zerstörung ihrer natürlichen Lebensräume

Der 20. Mai ist der Weltbienentag und bietet den richtigen Rahmen für Diskussionen über den bedrohlichen Rückgang der Wildbienen. Sie sind die wichtigsten Pflanzenbestäuber für unzählige Kultur- und Wildpflanzen. Ein Drittel aller Lebensmittel, die wir essen, gäbe es nicht ohne ihre Hilfe und sie tragen zudem auf unersetzliche Weise zur Biodiversität bei. Wildbienen sind mit wenigen Ausnahmen, zu denen auch die Hummeln gehören, Einzelgänger und leben solitär. Der Rückgang kleinbäuerlicher Landwirtschaft und der Verlust von Wildblumenweiden vergrößern die im Frühjahr und im Herbst ohnehin bestehenden Nahrungsengpässe für Wildbienen und die verbleibenden Flächen reichen als Nahrungsquelle bei Weitem nicht aus.

Der Weltbienentag wird seit dem Jahr 2018 am 20. Mai gefeiert. An diesem Tag des Jahres 1734 wurde Anton Janša geboren, der als Pionier der modernen Imkerei gilt. Auch wenn das Deutsche Bienenmonitoring (DeBiMo) die schwankenden Winterverluste bei "Honigbienen" dokumentiert, wobei die Schlüsselrolle dem Varroa-Milben-Befall und dem damit einhergehenden Infektionen mit Viren zukommt, leiden die von Menschen betreuten "Honigbienen" nicht unter veränderten Umweltbedingungen. Aber in Deutschland leben weit über 500 verschiedene Wildbienenarten, die den bedrohlich sich verschlechternden Lebensbedingungen ausgeliefert sind. 500 verschiedene Wildbienenarten klingt zunächst beeindruckend, aber die Bestände sind erheblich zurückgegangen und weit über die Hälfte von ihnen ist inzwischen durch menschliche Einwirkung bedroht, einige stehen sogar vor dem Aussterben. Hauptverantwortlich sind die industrielle Landwirtschaft mit ihrem immensen Pestizideinsatz und die Zerstörung wichtiger Lebensräume in der freien Landschaft, aber auch in urbanen Räumen. Damit sind auch die Kommunen auf ihren Grün- und Freiflächen in der Verantwortung. Dem öffentlichen Sektor kommt zudem eine besondere Vorbildfunktion zu. Ein kompletter Verzicht auf Pflanzenschutzmittel in Kommunen ist schon heute möglich, ohne die Unterhaltungspflichten einer Gemeinde zu vernachlässigen.

Zur Frage des Pflanzenschutzmitteleinsatzes in der Landwirtschaft und im Gartenbau hatten das Umweltbundesamt (UBA) und der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) bereits im Juni 2015 eine Fachtagung „Die pestizidfreie Kommune“ veranstaltet. Als Ziel sollten Kommunen bewegt werden, auf Pflanzenschutzmittel ganz oder teilweise zu verzichten. Die daraus entstehenden Herausforderungen sollten in einer Folgeveranstaltung aufgegriffen und auf Alternativen im kommunalen Bereich eingegangen werden. Dazu veranstaltete das UBA mit dem BUND am  9. und 10. September 2019 die 2. Fachtagung „Die pestizidfreie Kommune“ in Dessau-Roßlau.

Auch im Rahmen der Kampagne "Grüne Städte für ein nachhaltiges Europa" spielt der Lebensraumverlust der Insekten eine bedeutende Rolle. Die Kampagne wurde vom europäischen Baumschulverband ENA (European Nurserystock Association) initiiert. Er repräsentiert Baumschulverbände und -organisationen in ganz Europa. Ihr Ziel ist es, kommunale Entscheider, Stadtplaner, Landschaftsarchitekten sowie Garten- und Landschaftsbauer für eine grüne Stadtentwicklung zu begeistern. In Deutschland wird die Kampagne vom Bund deutscher Baumschulen (BdB) e.V. durchgeführt. Der BdB repräsentiert Deutschland als eines von sieben Teilnehmerländern neben Belgien, Bulgarien, Dänemark, Frankreich, Großbritannien und den Niederlanden.

Mehr zu Maßnahmen der Bundesregierung zum Schutz von Bienen und Insekten finden Sie auf der Internetseite des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft.

Privatgärten bergen als Rückzugsgebiete ebenfalls ein großes Potenzial mit einer immensen Gesamtfläche, die das Überleben vieler bedrohter Arten sichern könnte. In der Realität wird aber oft jeder Quadratmeter offenen Bodens planiert, gedüngt und zu Rasenflächen degradiert, im schlimmsten Fall mit Schotter verfüllt. Offenen Boden oder verrottende Obstbäume sucht man hier vergebens. Damit gehen gerade die vegetationsarmen Nistflächen oder Totholz verloren. Vor diesem Hintergrund setzen sich u.a. der NABU und der BUND in speziellen Schutzprojekten für Wildbienen und andere Insekten ein, um ein Umdenken auch im privaten Umfeld zu erreichen. Ihre Internetseiten bieten viele Informationen und Tipps zur faszinierenden Welt der Wildbienen und zeigen einfache und effektive Maßnahmen auf.
Ein weiterer engagierter Mitstreiter ist die Deutsche Wildtier Stiftung. Die private, gemeinnützige Stiftung hat sich den heimischen Wildtiere verschrieben, fördert und schützt deren Lebensräume und wirkt der Naturentfremdung - insbesondere bei Kindern und Jugendlichen - entgegen. Ein wirkungsvolles Mittel, um Menschen für den Naturschutz zu gewinnen, ist der Film. Deshalb beteiligt sich die Deutsche Wildtier Stiftung an der Deutschen NaturfilmStiftung, die den Deutschen NaturfilmPreis vergibt und jedes Jahr ein großes Filmfestival auf dem Darß ausrichtet. Hier ein Beitrag zu Wildbienen:

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Ob landwirtschaftliche Flächen, private Gärten oder innerstädtische Freiräume und Grünanlagen -  Wildbienenarten und andere Insekten benötigen vielseitige Grünstrukturen, denn sie unterscheiden sich erheblich in der Wahl ihrer Lebensräume, ihrer Futterquellen und Nistplätze. Ausgeräumte Gärten und Parks, verloren gehende Freiflächen aufgrund von Versiegelung, Wohnungs- oder Straßenbau sowie Monokulturen einer industrialisierten Agrarwirtschaft sind eine Bedrohung für alle Insekten, die auf blütenreiche Gartenanlagen und Ackerrandstreifen, extensiv genutzte Weiden, offenen Boden, Abbruchkanten und Brachen angewiesen sind. Und der Pestizideinsatz gefährdet ihr Überleben ganz direkt. Die Hälfte der Wildbienen ist bedroht und die Gesamtmenge aller Insekten ist sogar um 75%  zurückgegangen. Mit diesem Wissen bedarf es umgehend einer tiefgreifenden Weichenstellungen in der Politik, der Agrarwirtschaft und der Stadt- und Landschaftsplanung.

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Abschließend soll auch auf den individuellen Umgang mit Wildbienen hingewiesen werden.

Auf den ersten Blick scheint in Deutschland zwar alles gut zu laufen, denn alle Wildbienenarten sind nach dem Bundesnaturschutzgesetz besonders geschützte Arten. Aber trotz gezielter Öffentlichkeitsarbeit und vieler Umweltbildungsprojekte werden Wildbienen gefangen, verletzt, getötet oder ihre Nester und Ruheplätze zerstört.

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Bußgeldkatalog Biene

Wildbienen sind vom Aussterben bedroht und etwa die Hälfte ihrer einheimischen Arten stehen in Deutschland auf der Roten Liste. Wer Wildbienen verletzt oder tötet, muss hohe Bußgelder zahlen. Welche das sind, erfahren Sie in diesem Ratgeber.

juristisch bussgeldkatalog 2023

Bußgeld für das Fangen, Verletzen, Töten von Wildbienen sowie für die Beschädigung oder Zerstörung der Fortpflanzungs- oder Ruhestätten