Ein halbes Jahrhundert Engagement für das urbane Grün
Der GALK-Arbeitskreis Stadtbäume feiert in diesem Jahr sein 50-jähriges Bestehen. Seine Gründung wurde 1975 während der Jahreshauptversammlung der Ständigen Konferenz der Gartenamtsleiter beim Deutschen Städtetag (GALK) – heute Deutsche Gartenamtsleiterkonferenz e.V. – in Krefeld beschlossen. Seither verfolgt der Arbeitskreis ein zentrales Ziel: die fachliche Unterstützung der Städte bei der Auswahl, Pflanzung und Pflege von Straßenbäumen.
Als einer der ersten Arbeitskreise innerhalb der GALK startete die Gruppe mit nur vier Mitgliedern aus kommunalen Grünflächenämtern. Gregor Blauermel bekam als erster Sprecher die klar definierte Zielvorgabe, eine Empfehlungsliste geeigneter Baumarten für den Einsatz an Straßen zu entwickeln, denn bereits damals hatten die Kommunen erkannt, dass die richtige Baumauswahl für das Stadtklima, die Verkehrssicherheit und das Stadtbild ausschlaggebend ist.
Abb. 2: AK-Stadtbäume in Rostock, Oktober 2025, Verabschiedung von Steffie Soldan, Aufnahme am Strand von WarnemündeAuf Gregor Blauermel folgte als Sprecher Hartmut Tauchnitz. Sie beide leiteten den Arbeitskreis Stadtbäume über 25 Jahre und machten ihn zu einem engagierten und erfolgreichen Gremium.
Heute gehören dem Arbeitskreis 25 Fachleute aus ganz Deutschland und Europäischen Partnerstädten an, alle aus kommunalen Grünflächenämtern oder aus vergleichbaren Dienststellen.
Neben der fachlichen Kompetenz wird eine gleichmäßige geografische Verteilung der Teilnehmerstädte angestrebt, um in den gemeinsamen städteübergreifenden Projekten die Vielfalt der regionalen Bedingungen berücksichtigen zu können.
Vom Baumkatalog zum Klimavorsorgedienst
Die GALK-Straßenbaumliste gehört bis heute zu den Kernaufgaben der Arbeitskreisarbeit und ist zu einem der wichtigsten Fachinstrumente in der kommunalen Grünplanung geworden. Sie wird kontinuierlich fortgeschrieben und weiterentwickelt. Seit 1976 wuchs die Anzahl der aufgeführten Bäume bis heute von 90 auf 187 Baumarten und Baumsorten.
Seit August 2024 ist die GALK-Straßenbaumliste offiziell als „Klimavorsorgedienst“ im Deutschen Klimavorsorgeportal (KLiVO) des BMUV gelistet – eine Anerkennung der hohen Relevanz dieser Arbeit für die Anpassung an den Klimawandel.
Online-Anwendung der GALK-StraßenbaumlisteEinen besonderen Meilenstein markierte das Jahr 2011: Damals konnte eine erste Online-Version der Straßenbaumliste der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Dafür hat der GALK-Arbeitskreis über drei Jahre hinweg ein Konzept entwickelt, die technischen Grundlagen geschaffen und parallel die Inhalte komplett überarbeitet.
Umfassende Baumbeschreibungen, regionale Erfahrungen und eine Vielzahl von Fotos können über Formulare der Anwendung aufgerufen werden und machen die Online-Version zu einem wertvollen Planungsinstrument. Zudem können die Erkenntnisse über sich verändernde klimatische Bedingungen für Stadtbäume sowie über Krankheiten und Schädlingen nun aktueller als bisher in die Liste einfließen. Sie ist bis heute die am meisten besuchte Information im GALK-Internetportal.
Schon seit 1995 begleitet der Arbeitskreis Stadtbäume die GALK-Straßenbaumliste mit bundesweiten Straßenbaumtests, um die Eignung einzelner Arten und Sorten für den urbanen Raum aus der Praxis heraus und mit dem Blickwinkel der „Anwender“ zu bewerten. Die Erkenntnisse aus den Teilnehmerstädten fließen in die Straßenbaumliste ein.
Online-Anwendung des GALK-Straßenbaumtest 2Auch seinen Straßenbaumtest 2 präsentiert der Arbeitskreis seit 2011 in einer Online-Version. Auf interaktiven Karten und Formularen kann der Internetbesucher auf alle verfügbaren Informationen über die Standorte der Bäume sowie deren Fotos zugreifen.
Eine Übersicht aller Testsorten enthält detaillierte Baumbeschreibungen und ist mit den bundesweit verteilten Pflanzstandorten verlinkt.
Mit seinen beiden Online-Anwendungen machte der Arbeitskreis schon früh einen wichtigen Schritt in Richtung moderner digitaler Fachinformationen und wird den wachsenden fachlichen Anforderungen noch besser gerecht.
Umschlag Musterbaumschutzsatzung (GALK/DST)Mit den wachsenden Herausforderungen hat sich im Laufe der Jahrzehnte auch das Tätigkeitsfeld des Arbeitskreises stark erweitert. Neben Fragen der Pflanzung und Baumartenwahl beschäftigen sich die Fachleute zunehmend mit Themen wie Baumkrankheiten und Schädlingen, Baumkontrolle und Baumschutzsatzungen oder Streusalzschäden.
Ein besonderer Schwerpunkt der Arbeit resultiert aus der Konkurrenz zwischen Bäumen und technischen Infrastrukturen, etwa beim Straßen- und Leitungsbau oder dem Zweiten Rettungsweg. Und immer wieder dreht es sich um die Bedeutung von Bäumen im Klimafolgenmanagement.
Internationale Vernetzung als Impulsgeber
1. Auslandstreffen des Arbeitskreises in Basel 2004Bereits um die Jahrtausendwende begann der Arbeitskreis, über den nationalen Tellerrand hinaus in die europäischen Nachbarländer zu blicken. So entwickelte sich ein fachlicher Austausch u.a. nach Polen (Poznan), Italien (Turin), Frankreich (Plante & Cité) und Dänemark (Kopenhagen), wobei besonders der persönliche Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen gesucht wurde. Die „Gebrauchswertuntersuchungen von Straßenbäumen“ in den Niederlanden (1995–2010) parallel zu den GALK-Straßenbaumtests schufen die Verbindung zur Universität Wageningen und legten die Basis für eine enge Zusammenarbeit zwischen Praxis und Forschung. Wiederholt hat der Arbeitskreis flankierende Forschungsprojekte mit deutschen Universitäten ins Leben gerufen oder war Kooperationspartner.
Die erste ausländische Teilnehmerstadt im Arbeitskreis Stadtbäume war zunächst bis 2002 die Stadt Basel. Hartmut Tauchnitz, Amtsleiter in Münster, konnte seinen Schweizer Kollegen Emanuel Trueb dafür gewinnen, die Mitgliedschaft im Arbeitskreis weiterzuführen. Heute gehören neben Basel auch Vertreter aus Prag und Wien zu den festen Mitgliedern im Arbeitskreis Stadtbäume.
Das Miteinander im Arbeitskreis ist über die Landesgrenzen hinweg geprägt von einem kollegialen und freundschaftlichen Umgang – eine Kultur, die über Generationen gewachsen ist und bis heute einen wichtigen Bestandteil des Erfolgs ausmacht. Trotz zunehmender Aufgaben und neuer Teilnehmer soll die Zahl der Mitglieder dennoch begrenzt bleiben, um eine effiziente, praxisnahe Arbeit erhalten zu können.
Wissen für die Zukunft der Stadtbäume
Positionspapier Streusalz, veröffentlicht 2022In seiner 50-jährigen Geschichte hat der Arbeitskreis immer wieder aktuelle Themen besetzt und liefert mit fundierten Stellungnahmen – etwa zum Umgang mit Baumkrankheiten und Schädlingen oder den Auswirkungen von Streusalz auf Straßenbäume – und seinen praxisorientierten Handreichungen regelmäßig wertvolle Impulse für die kommunale Praxis.
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Der Arbeitskreis nutzt dafür sowohl die Fachpresse als auch eigene Printprodukte, Flyer und Broschüren sowie die eigene Homepage.
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Hier einige Schlaglichter:
Auf Tagungen gefragt: Arbeitskreis-Printprodukte
- 1990 initiierte Hartmut Tauchnitz, Arbeitskreis Stadtbäume, eine mehrjährige Studie mit Prof. Surholt, Uni Münster, um die Hypothese, giftiger Nektar der Silberlinde sei Schuld am Massensterben von Bienen und Hummeln, zu widerlegen.
- 1999 hat der AK die Broschüre ‚Empfehlungen zur Pflanzung von Bäumen‘ erarbeitet, die später von der FLL gedruckt wurde.
- 2001 ist ein Merkblatt "Baumschutz auf Baustellen" entwickelt worden, das bis heute auch als Poster für den Aushang auf Baustellen angeboten wird.
- Mit dem Jahr 2003 startete in Zusammenarbeit mit der Biologischen Bundesanstalt in Braunschweig und der FLL eine Faltblattreihe zu Schadorganismen an Bäumen.
- 2008 ist ein GALK-Leitfaden für die Entwicklung und den Betrieb digitaler Baumkatastern vorgestellt worden.
- 2012 verabschiedete der Deutsche Städtetag die vom Arbeitskreis erarbeitete Musterbaumschutzsatzung.
- 2015 stellt der Arbeitskreis eine 20-Jahre-Gesamtauswertung für den Straßenbaumtest 1 mit Standorten in Hannover, Heilbronn, Leipzig, München, Münster und Magdeburg im GALK-Internetportal vor.
- 2020 haben der Arbeitskreis Stadtbäume und der Bund deutscher Baumschulen als weiteres Printprodukt insgesamt 65 neue und bewährte Arten und Sorten aus der GALK-Straßenbaumliste in einer Broschüre vorgestellt.
- 2021 hat der Arbeitskreis Stadtbäume gemeinsam mit der Bundesarbeitsgemeinschaft Deutscher Kommunalversicherer (BADK) seine Musterdienstanweisung Baumkontrolle von 2011 überarbeitet und an die Neuausgabe der FLL-Baumkontrollrichtlinien für Regelkontrollen angepasst.
- 2022 fordert der Arbeitskreis in einem Positionspapier den Schutz der Stadtbäume vor den schädlichen Wirkungen von Streusalzen. Bereits 2011 haben GALK und VSSG dazu ein gemeinsames Papier herausgegeben.
- 2023 hat der Arbeitskreis mit seinem Positionspapier über Wassersensible Straßenraumgestaltung die Diskussion zum Thema Baumrigolen aufgenommen und diese aus Baumsicht neu bewertet.
- 2024 gab der Arbeitskreis mit dem Sachverständigenkuratorium (SVK) eine inzwischen zweite, überarbeitete und ergänzte Auflage der Broschüre ‘Methode Koch – Aktuelle Richtwerte für Straßen- und Parkbäume im Eigentum der öffentlichen Hand‘ heraus.
- Im Jubiläumsjahr 2025 veröffentlichte der Arbeitskreis eine Broschüre mit den Ergebnissen des GALK-Straßenbaumtests 2 für weitere 20 Baumarten und –sorten.
Ein Netzwerk mit Wirkung
Die Erfolgsgeschichte des GALK-Arbeitskreises Stadtbäume zeigt, was möglich ist, wenn Fachwissen, Engagement und Kooperation zusammenkommen. Von den ersten vier Mitgliedern bis hin zum bundesweit und international vernetzten Expertenkreis spannt sich ein Bogen, der eindrucksvoll belegt: Stadtbäume sind mehr als Begrünung – sie sind Teil der urbanen Lebensqualität. Über seine Tätigkeitsfelder und aktuellen Projekte berichtet der Arbeitskreis umfassend hier im GALK-Internetportal auf seiner Homepage.
Der fortschreitende Generationswechsel unter den Mitgliedern trägt immer wieder neue Sichtweisen in den Arbeitskreis Stadtbäume und macht ihn flexibel für neue Herausforderungen. Das Jubiläum zum 50-jährigen Bestehen steht damit nicht nur für eine traditionsreiche Facharbeit, sondern auch für den Blick nach vorn: auf resilientere Städte, gesündere Bäume und lebenswertere urbane Räume.
Als besonderes Zeichen dafür werden die Mitglieder des Arbeitskreises in den folgenden Monaten Jubiläumsbäume in den Teilnehmerstädten pflanzen, hier am Beispiel der Berliner Stadtbaumkampagne.

