Urbanes Grün beeinflusst die Lebensqualität in unseren Städten stark. Grüne Freiräume übernehmen vielfältige soziale, gesundheitliche, wirtschaftliche, klimatische und ökologische Funktionen. Aber Städte befinden sich in stetem Wandel: Leben, Wohnen, Arbeit und Freizeit verändern sich, Wachstum und Schrumpfung setzen neue Rahmenbedingungen. Das wirkt sich auch auf grüne Freiräume aus. Wie lässt sich urbanes Grün sichern, pflegen und entwickeln? Wie sehen neue Nutzungen und Funktionen des Stadtgrüns aus? Welche Partner müssen hierfür zusammenarbeiten? In Modellvorhaben – den „Green Urban Labs“ – erprobten Kommunen neue Wege, um urbanes Grün zu stärken.
Ausgangslage und Ziel
Die Bedeutung grüner Freiräume für die Lebensqualität in unseren Städten ist unbestritten. Sie dienen als Orte der Erholung, der Begegnung und des Sports. Sie sind Teil der Identität von Stadt und Quartier und tragen zur ihrer Attraktivität bei. Gleichzeitig sind sie Lebensräume für Flora und Fauna und von enormer Bedeutung – sowohl für die Anpassung an den Klimawandel als auch für die Biodiversität und deren Ökosystemleistungen. Erhaltung und Entwicklung urbanen Grüns gehören daher zu den zentralen Aufgaben und Voraussetzungen einer nachhaltigen Stadtentwicklung.
Die Kommunen stehen in Bezug auf ihre grünen Freiräume gleichwohl vor neuen Herausforderungen. Stadtbewohnerinnen und -bewohner haben neue Bedürfnisse: Veränderte Arbeits-, Freizeit- und Wohnformen führen zu neuen Nutzungsansprüchen an grüne Freiräume. Zudem sind Grün- und Freiflächen in verdichteten städtischen Lagen einer sich verschärfenden Konkurrenzsituation ausgesetzt. Dabei rücken sie immer öfter als Potenzialflächen für Wohnungsneubau in den Fokus. Nicht zuletzt in sozial benachteiligten Lagen wird eine ausgewogene Grünraumversorgung oft – angesichts von Belangen mit höherer Dringlichkeit – hintenangestellt. Die Benachteiligung zeigt sich dann im ungleichen Zugang zu grünen Freiräumen. Und angesichts knapper kommunaler Haushalte fallen die Budgets für Pflege und Unterhaltung des Stadtgrüns vielerorts eher schmal aus. Im Sinne einer zukunftsfähigen Stadtentwicklung galt es, im Forschungsprojekt neue Antworten auf diese Herausforderungen zu finden.
Auftragnehmer des Forschungsprojekts waren Urbanizers – Büro für städtische Konzepte und die gruppe F Landschaftsarchitekten.
Grünflächen sind systemrelevant. Nicht nur als Aufenthaltsräume, wertvolle innerstädtische Naturräume oder Retentionsflächen für Starkregenereignisse. Ohne attraktive Grünräume wäre auch die Pandemie noch schwerer zu ertragen. Gleichzeitig wird deutlich: Gerade in den Stadtteilen, in denen viele Menschen auf engem Raum leben, fehlen oftmals Grünräume. Wir müssen uns fragen, wie wir den Zugang und die Qualität von Stadtgrün verbessern können. Das vor dem Hintergrund, dass unbebaute Flächen in den wachsenden Städten knapper werden.
Wie können Lösungen hierfür aussehen? Seit 2017 erprobten zwölf Modellvorhaben des Forschungsfeldes „Green Urban Labs“ wirksame Strategien, um Stadtgrün zu stärken. Jena ging mit Klimaoasen in benachteiligten Quartieren neue Wege, um mit Sommerhitze umzugehen. Die Stadt Ludwigsburg beschäftigte sich mit noch unentdeckten Flächenpotentialen in Gewerbegebieten. Die Bedeutung und Transformation von Kleingartensiedlungen war in Bremen und Rostock Thema. Weitere Modellvorhaben wie in Weinstadt oder Halle erprobten Instrumente für „Mitmachparks“ und neue Ansätze für bürgerschaftliches Engagement.
Was lernen wir daraus? Planung ist ohne intensive Abwägung und Einbindung einer Vielzahl von Akteuren nicht mehr möglich. Multicodierung war einer der Leitbegriffe des Forschungsfeldes. Die städtischen Ämter sollten die vielfältigen Nutzungen und Aufgaben mitdenken, wenn sie Grünräume entwickeln. Es geht darum, von den unterschiedlichen Denkweisen von Planerinnen und Planern auf der einen Seite und Bürgerinnen und Bürgern auf der anderen auszugehen.
Wissenschaftliche Begleitung
Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung
Referat RS 2 „Stadtentwicklung“
Stephanie Haury (
Begleitung im Bundesministerium
Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat (BMI)
Referat SW I 5 „Grün und Baukultur in der Stadtentwicklung“
Prof. Dr. Hagen Eyink, Birgit Heck
Auftragnehmer und Autoren
Urbanizers Büro für städtische Konzepte, Berlin
Dr. Annika Levels, Dr. Gregor Langenbrinck, Phil von Lueder
gruppe F Landschaftsarchitekten, Berlin
Gabriele Pütz, Andreas Kurths
Green Urban Labs
Herausgeber: BBSR
Reihe: Einzelpublikation
Erschienen: Juli 2021
ISBN: 978-3-87994-531-3