GALK-Jahrestagung und Bundeskongress der grünen Fachverbände in Heilbronn mit gemeinsamer Resolution für ein eigenständiges Förderprogramm für die urbane grün-blaue Infrastruktur

Die Mitglieder der grünen Fachverbände haben im Rahmen ihres gemeinsamen Bundeskongresses am 24. Mai 2019 in Heilbronn eine Resolution für die Einführung eines eigenständigen Förderprogramms für die urbane grün-blaue Infrastruktur verfasst.

Im Mittelpunkt des fachlichen Austausches stand die Nachricht von der zeitnah geplanten Einstellung des eigenständigen Förderprogramms „Zukunft Stadtgrün“, das erst 2017 eingerichtet wurde und aus dem bundesweit zahlreiche Kommunen finanzielle Mittel beantragt bzw. abgerufen haben. In Anbetracht der aktuellen Herausforderungen für urbanes Grün, wie Klimawandel, Artensterben, und zunehmender Flächenverbrauch bzw. Nachverdichtungstendenzen, erscheint eine Verankerung eines vergleichbaren Programms in der Städtebauförderung als unzureichend.

Diese Situation hatte am Vortag des Verbändekongresses die Jahrestagung der Deutschen Gartenamtsleiterkonferenz GALK e.V  aufgegriffen und spontan eine Resolution formuliert. Diese konnte schon am Tage des gemeinsamen Bundeskongresses mit den Verbänden BBN, BDLA, BGL, DBG, DGGL, FLL, GALK abgestimmt und verabschiedet werden.

Nach Auffassung der Verbände bedarf es angesichts der fortschreitenden Klimaveränderungen und der zunehmenden Urbanisierung „(…) zur Steigerung der Lebens- und Wohnqualität, zur Verbesserung des Stadtklimas und der Umweltgerechtigkeit sowie zum Erhalt der biologischen Vielfalt und der Naturerfahrung einer eigenständigen, umfassenden Förderung der urbanen grün-blauen Infrastruktur“. Die Resolution wird als offener Brief an die Bundesregierung übermittelt und steht auf der Homepage der Deutschen Gartenamtsleiterkonferenz www.galk.de zum Download bereit.

Der Bundeskongress 2019 unter dem aktuellen Motto „Heißzeit! Klimawandel und Umgang mit den Folgen“ war mit rund 190 Teilnehmer*innen aus Deutschland und der Schweiz wie schon in den letzten Jahren sehr gut besucht. Mechthild Harting, Redakteurin bei der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, führte als Moderatorin empathisch und engagiert durch das vielfältige Programm.

Wilfried Hajek, Baubürgermeister der Stadt Heilbronn, begrüßte die Gäste und leitete über zu Hans-Peter Barz, der seit 31 Jahren das Grünflächenamt der Stadt leitet. Von ihm erhielt das Publikum einen umfassenden Überblick über die Freiflächensituation und der Geschichte der Bundesgartenschau

Das Eingangsreferat von Dr. Matthias Lüdeke vom Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung bestätigte eindrucksvoll, dass der menschengemachte Klimawandel längst nicht mehr nur „vor der Tür“ steht. Für die meisten Teile von Deutschland gilt in schon jetzt oder in naher Zukunft: Höhere Temperaturen, häufigere und heftigere Regenfälle. Die Beispiele von Heinrich Bruns, Leiter des Münsteraner Grünflächenamtes, veranschaulichten die Herausforderungen, die Kommunen angesichts von Starkregenereignissen, Stürmen, Hitze und Trockenheit organisatorisch zu bewältigen haben - Katastrophenschutz und –management als neues Aufgabenfeld für Grünflächenämter!

Edith Schütze vom Büro Faktor Grün aus Freiburg zeigte praktische und pragmatische Wege auf, wie Kommunen im Bereich Klimaanpassung tätig werden können. Ronald Clark, Direktor der Herrenhäuser Gärten, spann den roten Faden weiter und präsentierte seinen Visionen für „Hannover 2025“ als Kulturhauptstadt Europas mit zukunftsweisenden Dach- und Fassadenbegrünungsprojekten.

An den Beispielen Stadtbäume und urbane Wiesen demonstrierten Prof. Dr. Andreas Roloff von der TU Dresden und Dr. Leonie Fischer von der TU Berlin wie durch den Klimawandel die aktuelle Vegetation beeinflusst wird und in welchen Handlungsspielräumen sich Planer*innen und Kommunen künftig bewegen können.

Wie man schon in der Planungsphase GIS-gestützt klimatische Einflussfaktoren berücksichtigen und damit auch ungewöhnliche Lösungsansätze fördern kann, bewies Dr.-Ing René Burghardt vom Büro BPI aus Kassel. Marco Schmidt vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung zeigte praktische Beispiele für erfolgreiche Dach- und Fassadenbegrünungen, aber auch die Problematiken und Grenzen dieser bautechnischen Ansätze.