Gebautes Projekt mit guter Landschaftsarchitektur in Hannover

Direkt an der Ihme, einer Bundeswasserstraße, gelegen und mit einer Fläche von 2,6 Hektar ist der Stadtteilpark Linden-Süd die größte öffentliche Grünfläche im gleichnamigen Stadtteil von Hannover. Ziel der Umgestaltung war es, die bestehenden öffentlichen Freiflächen, auf denen die Anwohner*innen aus dem Stadtteil, Menschen internationaler Herkunft und mit verschiedenen gesellschaftspolitischen Ansichten zusammentreffen, zu einem gemeinsamen Stadtteilpark weiter zu entwickeln, der den vielfältigen Interessen und Ansprüchen aus dem multikulturellen Stadtteil gerecht wird. 

Ergebnis nach einer breiten und intensiven Einwohner*innenbeteiligung von 2013 bis 2018 war die Planung eines Parks als ein integriertes Freizeit-, Sport-, und Naherholungsgebiet. Das Konzept der Integration unterschiedlicher Nutzungsmöglichkeiten, wie Verweilen, Spiel und Sport am Wasser sowie das Queren zu Fuß oder mit dem Rad konnte vollständig umgesetzt werden. Der zentrale Erlebnisraum bietet unterschiedliche Bewegungsangebote. Bei der Ausstattung des Spiel- und Sportbereichs wurden die Bedarfe von weiblichen und männlichen Jugendlichen und Erwachsenen berücksichtigt, sowie Aspekte der sozialen Sicherheit und barrierefreien Gestaltung der Grünflächen einbezogen.
Der Grünflächenbestand wurde nur behutsam angepasst: Und unter den alten Bäumen am Ufer und an den Aktivzonen wurden neue Räume zum Flanieren und Verweilen geschaffen, so dass sich der Erlebnisraum auch außerhalb des Stadtteils wachsender Beliebtheit erfreut.

Hintergrund und Anlass

Der Stadtteilpark Linden-Süd liegt am westlichen Ihmeufer zwischen der Benno-OhnesorgBrücke im Norden und der Legionsbrücke im Süden. Mit dem Verkauf des Geländes der ehemaligen Hautklinik Linden und ihrer Entwicklung zu privaten Wohnflächen wurde ein neues Nutzungskonzept für die umliegenden Grünflächen erforderlich. Die Umgestaltung sollte in drei Bauabschnitten erfolgen. Realisiert wurde bisher der erste Bauabschnitt im Planungsgebiet Süd von der Legionsbrücke bis zur südlichen Grenze des ehemaligen Klinikgeländes mit einer Flächengröße von rd. 16.000 Quadratmetern. Dieser südliche Parkbereich liegt 3 bis 5 Meter unterhalb der angrenzenden Auestraße und dient der Ihme nahezu vollständig als Überschwemmungsgebiet. Die naturnahe Potenzialfläche mit dem großen Baumbestand zwischen Flussufer und Stadtteilbebauung kennzeichnete sich neben der Lage an der Ihme durch unzureichende Aufenthaltsqualität, eingeschränkte barrierefreie Zugänglichkeit (Treppen und sehr steile Rampenanlagen), Konflikte durch die eher negativ assoziierten Personengruppen und ungelenkten Nutzungen. Zudem ermöglichte die dichte Strauchstruktur kaum Sichtbeziehungen und förderte Bereiche mit geringer sozialer Kontrolle. Die vorhandenen Wege zum und am Ufer waren unterschiedlich befestigt. Neben verschiedenen Sitzmöglichkeiten am Uferweg existierten ein Bolzplatz und zwei Tischtennisplatten.

Beteiligungsprozess

Eine intensive Beteiligung der Einwohner*innen am Planungsprozess für den Stadtteilplatz Linden-Süd war und ist ein erklärtes Ziel. Mit der Begleitung des Beteiligungsprozesses wurde das Büro „Mensch und Region“ aus Hannover-Linden beauftragt. Von November 2013 bis Juli 2014 fanden mehrere Versammlungen, Expert*innengruppentreffen und Projektgruppensitzungen statt und es wurden die folgenden Leitlinien für den 1. Bauabschnitt erarbeitet:

  1. Der Park soll für Jung und Alt nutzbar sein.
  2. Eine zukünftige Schwerpunktsetzung im Bereich Spiel und Sport ist gewünscht, sollte aber im Einklang mit der vorhandenen Grünstruktur umgesetzt werden.
  3. Wasser erleben - eine Zugänglichkeit zum Wasser im südlichen Bereich wird gewünscht.
  4. Barrierefreiheit - der Park sollte barrierefrei zugänglich und erschlossen sein.
  5. Der Zugang zum Bolzplatz sollte nicht ersatzlos gestrichen werden.

Nach dem Auftakt im November 2013 wurde in der folgenden Veranstaltung alters- und funktionsübergreifend an den Schwerpunktthemen „Verweilen und Queren“ sowie „Spiel und Sport“ gearbeitet. Aus dem Teilnehmer*innenkreis der Bürger*innenversammlungen konnten Expert*innenengruppen zu den o.g. Schwerpunktthemen gebildet werden. Hier wurden die Anregungen und Hinweise aus den großen Veranstaltungen konkretisiert. Auf diese Weise sind zum Beispiel der Skatepool und das Basketballfeld Bestandteil der Entwurfsplanung geworden.

Im Juli 2014 wurde der Vorentwurf für die weitere Planung des Geländes in einer öffentlichen Veranstaltung vor- und zur Diskussion gestellt. Das Plenum bewertete den präsentierten Vorentwurf sehr positiv.

Planungen und Bau

Der Entwurf für den ersten Bauabschnitt des Stadtteilparks folgt den Leitlinien, die in den Bürger*innenbeteiligungen entwickelt wurden. Für die Ausführungsplanung wurde z.T. in enger Zusammenarbeit mit den Expert*innengruppen gearbeitet. Baubeginn für das Planungsgebiet Süd war im September 2016. Im Januar 2018 wurde der identitätsstiftende Stadtteilpark für Jung und Alt eröffnet.
Der Park gliedert sich in drei Erlebnisräume. In den zwei Erlebnisräumen „Park“ wird auf 13.000 der insgesamt 16.000 Quadratmetern der grüne Baum-Wiesen-Charakter der Stadtteilparkfläche erhalten. Diese umschließen den drittem Erlebnisraum „Spiel und Sport“.

Baskettballplatz, © Thomas LangrederEin Spiel- und Sportpark für Jung und Alt, im Einklang mit der Grünstruktur: Hier bieten zwei rechteckige Plattformen genügend Raum für Ball- und Rollsport, z.B. für das gewünschte erste öffentliche Basketballfeld und den ersten öffentlichen Skatepool für Inliner, Skater und Scooter in Hannover. Darüber hinaus wurde ein Fitnessparcours für Jung und Alt mit unterschiedlichsten Bewegungsanforderungen sowie ein Stangen-Fitnesswald/StangenKletterwald für fortgeschrittene Bewegungskünstler*innen realisiert.

Zugang zum Wasser: Um die Ihme erlebbarer zu machen, laden besondere barrierefreie Verweilorte mit verschiedenen Sitzgelegenheiten am Wasser ein.

B 2 Skatepoolanlage Foto ThomasLangreder 800x556Skatepoolanlage, © Thomas LangrederIm Norden befinden sich diese auf gleicher Höhe mit dem Uferweg und bieten mit entsprechendem Sitzmobiliar die Möglichkeit, Blicke über das Wasser schweifen zu lassen. Der südlichste Verweilort ist als barrierefreie Anlage konzipiert. Hier wird das Sitzen direkt am Wasser, auch für mobilitätseingeschränkte Menschen, ermöglicht.

Barrierefreie Zugänge zum Park: Barrierefreie Zugänge zum Park bieten mobilitätseingeschränkten Personen einen hindernislosen, uneingeschränkten Parkgenuss. Mit dem Ihme-Blick-Süd wird der südliche Zugang zum Park deutlich aufgewertet. Eine rd. 60 Meter lange großzügige Rampenanlage führt um die prägnanten Großbäume herum barrierefrei in den Park.

B 3 Stangenwald Foto Michael LoewaStangenwald, © Michael LöwaZugang zum Bolzplatz: Der bisher sehr steile Zugang zum Bolzplatz wurde geschlossen. Hier ist, auf Höhe der Auestraße, ein kleines Plateau mit Bänken installiert, das auch Raum für eine mobile Toilette bietet, die das Ergebnis eines engen Dialogs zwischen der Stadtverwaltung, den Streetworkern vor Ort und den Dauernutzern dieses Alleeabschnitts war. Durch eine Einhausung der Toilette wird die optische Situation deutlich verbessert. Als Ersatz für den geschlossenen Zugang zum Bolzplatz wurde der Skatepool durch eine Sitzstufenanlage an die Auestraße angebunden. Auch die Tischtennisplatten wurden wieder in den Entwurf integriert.


Daten

Bauherrin: Landeshauptstadt Hannover, Fachbereich Umwelt und Stadtgrün
Projekt- und Bauleitung: Fachbereich Umwelt und Stadtgrün
Beteiligte/Kooperationspartner: Landeshauptstadt Hannover, Fachbereich Soziales und Region Hannover

Baukosten: 1,62 Mio. Euro (inkl. Fördermittel der Region Hannover)
Fertigstellung: 2018

Umsetzung weiterer Bauabschnitte

Die Realisierung der beiden weiteren Bauabschnitte erfolgt in Abhängigkeit von dem Erwerb von Grundstücken durch die Landeshauptstadt Hannover